Kompetenzzentrum chronischer Pruritus (KCP)

Chronische Prurigo: eine wenig erforschte Hautkrankheit

Chronische Prurigo – was ist das?

Chronische Prurigo tritt immer in Verbindung mit dauerhaftem (chronischem) Juckreiz (Fachbegriff: Pruritus) auf. Das dauerhafte und permanente Kratzen auf zunächst unveränderter Haut hemmt zwar zunächst den Juckreiz, schädigt jedoch auf Dauer die Haut und führt bei einigen Patienten zu Hautveränderungen. Diese rötlich-braunen Knoten (Noduli) oder Knötchen (Papeln) verursachen aus sich heraus wiederum Juckreiz. chronische Prurigo kann also als die Maximalvariante des Pruritus gelten.
 

Wer erkrankt an chronischer Prurigo?

Die chronische Prurigo betrifft überwiegend Menschen, die älter als 50 Jahre sind, Frauen sind häufiger betroffen als Männer, Kinder können ebenfalls erkranken. Da kaum erforscht ist, wie sich die chronische Prurigo entwickelt und welche unterschiedlichen Ausprägungen es gibt, liegt der Therapie der Erkrankung immer ein multimodales Therapiekonzept zugrunde, das von den betroffenen Patienten einen hohen Grad an Mitarbeit erfordert. Die Behandlung muss über einen langen Zeitraum angesetzt werden und erfordert eine engmaschige Betreuung der Patienten. 

Chronische Prurigo – gibt es typische Symptome?

Für die chronische Prurigo gilt: Wesentliche Aspekte bezüglich der Entwicklung und Ausprägung der Erkrankung sind noch immer unklar. Einige typische Symptome treten jedoch auf, die auf eine chronische Prurigo hindeuten:

Die chronische Prurigo ist immer eine Folge von chronischem Jucken mit

  • stärkstem Juckempfinden
  • erheblichem Leidensdruck
  • intensivem Kratzen
  • aus dem Kratzen resultierenden therapierefraktären Knoten
  • isoliert stehenden, erhabenen rot-braunen Knoten oder Papeln, die häufig symmetrisch angeordnet sind

Tritt chronische Prurigo in Zusammenhang mit anderen Hautkrankheiten auf?

Die chronische Prurigo ist immer Folge eines chronischen Pruritus, aber: Nicht alle Patienten mit chronischem Juckreiz entwickeln auch eine chronische Prurigo. Anhaltendes Juckempfinden tritt mit den unterschiedlichsten Hauterkrankungen, aber auch mit systemischen oder neurologischen Erkrankungen gemeinsam auf. Im Bereich der klassischen Hauterkrankungen wird die chronische Prurigo vor allen Dingen bei folgenden Erkrankungen beobachtet:

  • atopische Dermatitis
  • Lymphome der Haut (gelegentlich) 
  • kutane mykobakterielle Infektionen (selten)
  • autoimmun-bullöse Erkrankungen

Bei Juckreiz auf zunächst unauffälliger Haut und daraus resultierender chronischer Prurigo können folgende Erkrankungen die Ursache sein:

  • Niereninsuffizienz
  • Lebererkrankungen mit Cholestase
  • primäre biliäre Zirrhose
  • onkologische und hämatologische Erkrankungen
  • Eisenmangel
  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • neurologische Erkrankungen

Wie wird chronische Prurigo diagnostiziert?

Die Tatsache, dass es sich bei der chronischen Prurigo um eine Hautmanifestation des chronischen Pruritus handelt, der wiederum seine Ursache in Erkrankungen aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin hat, macht deutlich, dass das Diagnostik- und Therapiemanagement immer fachübergreifend und multimodal erfolgen muss. Mit freundlicher Genehmigung der Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH veröffentlichen wir den Bericht "die Haut beruhigen bei Prurigo nodularis". Dieser Bericht basiert auf einen Vortrag von Frau Prof. Sonja Ständer.

Die Diagnostik in Bezug auf eine chronische Prurigo ist Teil der Diagnostik bei chronischem Juckempfinden. Die meisten Patienten in Deutschland mit chronischem Juckreiz sind ohne Diagnose; die Patienten bringen daher fast immer eine jahrelange Leidensgeschichte mit. Im histologischen Befund der chronischen Prurigo zeigen sich typische Veränderungen der Hautarchitektur in Ober- und Mittelhautgewebe (Epidermis und Dermis). Die Epidermis ist stark verbreitert und verhornt. Häufig lässt sich eine erhöhte Anzahl von Mastzellen, T-Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten in der Haut von Patienten nachweisen, die wiederum die erhöhte Ausschüttung des Nervenwachstumsfaktors (NGF) provozieren. Auch die Anzahl spezifischer Nervenfasern ist in der Haut dieser Patienten erhöht.

Wie wird chronische Prurigo behandelt?

Die Behandlung der stark juckenden Kratzläsionen der chronischen Prurigo erfolgt sowohl ursächlich als auch symptomlindernd mittels äußerlichen und systemischen Therapien. Insbesondere in Hinblick auf die Rückbildung der Knoten, die sich meist über Monate bis Jahre hinzieht, müssen betroffene Patienten viel Geduld und Disziplin aufbringen, um die Therapie einzuhalten.

Hautpflege: Hautpflege mit Cremes und Lotion, die die Hautbarriere erneuern, entzündungshemmend wirken und den Feuchtigkeitsverlust der Haut vermindern.

Medikamentöse Therapie: verschreibungsfähige Cremes mit kortisonhaltigen oder kortisonfreien Wirksubstanzen

Systemische Therapie: z.B. Antihistaminika, UV-Therapie (PUVA, UV-B, UV-A),Antikonvulsiva, Antidepressiva oder Immunsuppressiva

Ergänzende Therapien: psychologische Begleitung, ggf. Ernährungsumstellung

 
 
 
 

Kontakt

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. 
Sonja Ständer
Leiterin des Zentrums
T +49 (0)251 83-57470
sonja.staender(at)­uni-muenster(dot)­de